Mittwoch, 13. Juni 2012

13.06.2012 - St-Prex - Gland

Die harten Fakten: 22 Marschkilometer, 4.45 h reine Laufzeit, 34'672 Schritte

Die Abschiedstränen sind versiegt, Petrus dreht den Wasserhahn ebenfalls wieder zu. So langsam aber sicher verabschiedet sich das feuchte Element wieder aus unserem Alltag.
Die Pilgerschaft ist auf 8 Personen zusammengeschrumpft und nächtigt in St-Prex in zwei Privathäusern. Da in einem Haus gerade renoviert wird, müssen Bärnu und Marc zuerst noch die Fensterscheiben einhängen, bevor wir unter die Bettdecke schlüpfen können. Die abgekühlten Temperaturen machen wenig Lust auf Schlafen bei offenem Fenster. Eine ganz neue Erfahrung reiht sich so in unser Pilger-Palmares. Genau so wie es der Pilgerführer, wenn wohl auch nicht in diesem Sinn, versprochen hat.

Ein neuer Begleiter hat sich uns angeschlossen. Er wird bis an unser Ziel in Genf stets an unserer Seite bleiben: Der Lac Léman. An seinen Gestaden wandern wir die kommenden drei Tage durch die bekannte Weinbau-Region La Côte. Aus der Fussgängeroptik gestaltet sich die riesige Weinbauregion noch viel eindrucksvoller als sie aus Sicht des Benzin-Pilgers scheint.

Im Zeichen der Muschel von Konstanz nach Genf. Pilgern nährt Körper, Geist und Seele. Es ist tagtäglich ein neues Vergnügen fürs Auge, die Ohren und für den Gaumen, ein wahres Festival der Sinne. Wir nehmen immer wieder Dinge wahr, die bisher kaum unsere Aufmerksamkeit gefunden haben. Trotzdem stehen wir vor der Tatsache, dass alles irgendwann zu Ende geht. Langsam aber sicher geht unser Blick nicht mehr nur nach vorn, sondern auch zurück. Die Erfahrung weicht dem Aufbruchgedanken. 63 Stempel zieren mittlerweile unseren Pilgerpass. So vielfältig wie die Abdrucke selber, so beeindruckend verschieden zeigten sich die Gotteshäuser, die unseren Pilgerweg vom Boden- an den Genfersee bisher säumten. Jeder von uns hat sie auf seine ganz persönliche Art und Weise wahrgenommen und einen stillen Moment für sich genossen. Und es ist tatsächlich so: Man fühlt sich dort dem Himmel ein gutes Stück näher. Zum geistigen Draht, den wir an diesen ganz speziellen Orten immer wieder aufs Neue herstellen durften, gab es auch stets unvorstellbar schöne Glasmalereien an den Kirchenfenstern zu bestaunen.
Nun haben wir in der Zivilschutzanlage in Gland für heute Nacht Quartier bezogen und machen uns bald auf, um gemeinsam mit unserem holländischen Pilgerkollegen Theo seine Mannen, die dem runden Leder nachrennen, anzufeuern.

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